Am 15. Mai 2024 lud Wohnbaugenossenschaften Zürich seine Mitglieder zur Generalversammlung ins Landesmuseum Zürich ein. Im neu verdichteten Museumsteil, abseits der Rüstungen und Hellebarden, wurden nicht nur die Jahreszahlen präsentiert. Es wurde auch darüber diskutiert, wie Wohnbaugenossenschaften den Spagat zwischen Tradition und Erhalt einerseits und der Erneuerung und der Verdichtung andererseits schaffen.
Präsident Andreas Wirz begrüsste die Mitglieder, Vorstände und Geschäftsführer:innen der gemeinnützigen Wohnbauträger aus dem Kanton Zürich im Auditorium Willy G. S. Hirzel. Er blickte kurz auf sein erstes Präsidialjahr zurück: Auch die gemeinnützige Branche stehe unter Kostendruck. Jüngst hätten diverse Genossenschaften aufgrund der Anhebungen beim Gebäudeversicherungswert (durch die Gebäudeversicherung des Kantons Zürich) und des Referenzzinssatzes ihre Kostenmieten anheben müssen. Dies, nachdem ihre Mieten in den letzten 20 Jahren kontinuierlich gesunken seien.
Wie angespannt die Situation auf dem Wohnungsmarkt sei – er sprach von Verzweiflung –, sehe man nicht nur an der Berichterstattung in den Zeitungen. Das Wohnen stehe gemäss einer aktuellen Bevölkerungsbefragung in der Stadt Zürich auf dem Sorgenbarometer erstmals seit Erhebungsbeginn an erster Stelle. Von kommerziellen Vermietern sei man sich vieles gewohnt. Dass sie ihre Mieteinnahmen maximierten, habe man akzeptiert, und Mitsprache sei sowieso undenkbar. Umso mehr lasteten die teils unrealistischen Erwartungen auf den Wohnbaugenossenschaften. In einem verrückt gewordenen Markt seien sie die letzte Hoffnung auf eine bezahlbare Wohnung.
Dass die gemeinnützige Branche ungeachtet des medialen Getöses in der Bevölkerung hohes Vertrauen geniesse, sei gerade wieder bestätigt worden durch die vom Meinungsforschungsinstitut gfs.bern im März 2024 veröffentlichte nationale Wohnstudie. Gefragt nach dem Vertrauen in die verschiedenen Akteur:innen im Bereich Bauen und Wohnen, erhielten die Wohnbaugenossenschaften mit 7,1 von 10 möglichen Punkten den höchsten Wert – noch vor dem Mieterverband. Dieses Vertrauen hätten sich die Wohnbaugenossenschaften verdient und dieses gelte es zu pflegen. Abschliessend bedankte er sich bei all den qualifizierten und engagierten Menschen, mit denen er in seinem ersten Amtsjahr habe zusammenarbeiten können, und ermutigte die Mitglieder dazu, sich weiterhin aktiv einzubringen, ihre Ideen und Bedenken zu äussern und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.
Folgerichtig schlug der Vorstand von Wohnbaugenossenschaften Zürich – wie der Dachverband Schweiz an seiner Delegiertenversammlung – den Mitgliedern eine Beitragserhöhung ab dem Jahr 2025 vor. Die zusätzlichen Mittel würden benötigt, um die Arbeit zur Stärkung der Branche weiter voranzutreiben und weitere wichtige, zukunftsweisende Projekte – die Digitalisierung, die Vertiefung der Branchengrundlagen und die Intensivierung der Kommunikationsmittel und -wege – anzustossen. Dies war das einzige Traktandum, das zu einer angeregten Diskussion führte. Grund dafür war der Antrag eines Mitglieds, der vorsah, den Mitgliederbeitrag noch weiter zu erhöhen und im Gegenzug die auslaufende Unterstützungsvereinbarung mit der Stadt Zürich nicht zu erneuern. Begründet wurde dieser Antrag mit der Stärkung der Unabhängigkeit des Verbands gegenüber Politik und Behörden. Zwar wurde der Antrag anfangs diskutiert, es meldeten sich aber einige Stimmen, die als Delegierte ihrer Genossenschaft diesen spontan gestellten Antrag gerne zuerst in ihrem Vorstand diskutieren wollten, um eine Haltung dazu an einer späteren GV vertreten zu können. Deshalb wurde der Änderungsantrag zurückgestellt. Präsident Andreas Wirz versicherte aber, der Verband nehme das Ansinnen ernst und werde es nun ebenfalls intern diskutieren.
Beim anschliessenden Apéro gaben vor allem die tendenziöse Berichterstattung in der Presse, aber auch die schwierige Situation bei der Planung und beim Bau, speziell die steigenden Kosten, viel zu diskutieren.
Der ausführliche Jahresbericht 2023 zum Durchblättern >