Bezahlbarer Wohnraum für Menschen in Ausbildung

Am 15. November 2024 luden das Jugendwohnnetz JUWO und Wohnbaugenossenschaften Zürich zur Besichtigung des Hauses Eber in Zürich Aussersihl ein. Dieses Ensemble besteht aus einem frisch sanierten, denkmalgeschützten Eckhaus aus dem Jahr 1904 und zwei neuen Anbauten und bietet jungen Menschen in Ausbildung in 95 Zimmern mitten in Zürich Wohnraum zu erschwinglichen Preisen.

Nachdem sich das JUWO mehrmals vergeblich um Liegenschaften im Baurecht der Stadt Zürich beworben hatte, bekam es den Zuschlag für das Haus Eber an der Kreuzung Herdernstrasse/Bullingerstrasse in Zürich. Dies auch aufgrund der äusserst betriebsamen Lage – Schlachthof, Leichtathletik-Stadion, VBZ-Busgarage und Entsorgungswerkhof in direkter Nachbarschaft –, die sich nach Einschätzung der Stadt Zürich wenig für Wohnraum für Familien eignet.

Grosses Interesse am ausgeschriebenen Wettbewerb
2018 führte das Amt für Hochbauten in einem offenen Verfahren einen Projektwettbewerb durch. Die Umsetzung, die die zahlreichen Interessierten besichtigen durften, hat sich letztlich gegen 117 weitere Wettbewerbsbeiträge anderer Architekturbüros durchgesetzt. Ausschlaggebend waren unter anderem die möglichst geringe Eingriffstiefe und die Idee, die Grundrisse des Altbaus beizubehalten und möglichst viel Vorhandenes wiederzuverwenden. Auch waren mehrere Sparrunden nötig, bis schliesslich eine finanzierbare Lösung gefunden wurde, die auch zu bezahlbaren Mieten führte. Das Resultat erinnert an eine Hofrandbebauung, die hofseitigen Laubengänge erschliessen und verbinden die Wohnungen und führen zu den angegliederten Aussenplattformen. Gleichzeitig schirmen die Anbauten den Innenhof gegen die Betriebsamkeit aus dem Umfeld ab.

Verdichtet: 24 Quadratmeter Wohnfläche pro Person
Im Haus Eber wird verdichtet gewohnt: Durchschnittlich belegt ein:e Bewohner:in nur gerade 24 Quadratmeter Wohnfläche. Im Vergleich dazu liegt der Pro-Kopf-Anspruch bei anderen gemeinnützigen Bauträgern bei ca. 32 und bei kommerziellen Vermietern bei 45 Quadratmetern.

Ergänzt wird der persönliche Wohnraum durch die grosse Gemeinschaftsküche, einen Gemeinschaftsraum, Waschküchen, 100 Veloabstellplätze und einen gemeinsam nutzbaren, von der Strasse abgewandten, begrünten Innenhof. Die Wohnungen vermietet das JUWO an unterschiedlich grosse Wohngemeinschaften. Diese schliessen einen Mietvertrag mit Solidarhaftung und Vorschlagsrecht bei Wechseln mit dem JUWO ab. Die Miete beträgt nun durchschnittlich CHF 750.– pro Person inkl. Nebenkosten, wobei dies für JUWO-Verhältnisse die Obergrenze darstellt.

Die 23 Wohnungen sind für Wohngemeinschaften von drei, vier und sechs Personen konzipiert, eine sogar für eine Neuner-Wohngemeinschaft. Ausserdem sind in der Liegenschaft drei Ateliers, ein Gäste- und fünf zumietbare Zimmer untergebracht. Um die Kommunikation zwischen den Bewohnenden und der Verwaltung des JUWO zu vereinfachen, wurden – wie bei grösseren Objekten des JUWO üblich – zwei Hausverantwortliche bestimmt, die als Ansprechpersonen für Anliegen beider Seiten dienen.

Nachhaltiger Ansatz: LowTec und NoCar
Das Haus Eber ist autofrei. Auch wurde auf eine Komfort-Lüftung verzichtet. Dies sparte Baukosten und Platz, was sich wiederum positiv auf die Kostenmieten auswirkt. Die Neubauten wurden nach den Vorgaben des Minergie-P-Eco-Standards erstellt und das Ensemble an das Fernwärmenetz von Energie + Entsorgung Zürich ERZ (voraussichtlich wird ab Januar 2025 ewz dafür verantwortlich sein) angeschlossen. Die Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach liefert den Grossteil des im Betrieb benötigten Stroms.

Willkommenskultur: Kunst und Bau
Selbstverständlich hatte auch das JUWO bei der Übernahme des Haus Eber im Baurecht die Auflage, ein Prozent der Bausumme in «Kunst und Bau» zu investieren. Dieses floss in das rund drei Jahre dauernde Kunstprojekt «The gift exercise» von Willimann/Arai. Die beiden Künstlerinnen laden die Bewohnenden dazu ein, Ideen zu äussern, die das Zusammenleben im Haus verbessern können. Sie nehmen die Ideen auf und versuchen, diese im Rahmen eines vorgegebenen Budgets umzusetzen. Sporadisch kochen und essen sie auch gemeinsam mit den Bewohnenden.

Unsere Kooperationspartner