Mit dem Ersatzneubau TOKEH schliesst die Baugenossenschaft Vrenelisgärtli (BGV) ihren 2012 begonnenen Erneuerungsprozess erfolgreich ab. An der Besichtigung am 14. März 2025, zur der die BGV zusammen mit Wohnbaugenossenschaften Zürich einlud, erschienen mehr als 100 Interessierte aus Vorständen und Geschäftsstellen anderer gemeinnütziger Bauträger, Partnerunternehmen und Vertreter:innen aus der Politik. Bestaunt wurde nicht nur die Architektur, sondern auch der äusserst aufwändige Vermietungsprozess.
Nachdem die Baugenossenschaft Vrenelisgärtli im Rahmen ihrer Erneuerungsstrategie von 2012-2013 Liegenschaften mit 155 Wohnungen aus den 1930er-Jahren dank umfassenden Sanierungen in den nächsten Lebenszyklus überführt und anschliessend einen ersten Ersatzneubau realisiert haben, findet der Erneuerungsprozess mit dem Ersatzneubau TOKEH seinen Abschluss.
Zwar habe die Weltlage, aber auch die Zinsentwicklung während der Bauphase zu massiven Kostensteigerungen geführt, so der Bauvorstand David Müller, doch man habe die Baukosten dank Einsparungen da und dort wieder in den Griff bekommen.
Aufwändige Substanzanalyse, verdichtete Lösung
Da in der Analyse der acht bestehenden Mehrfamilienhäuser mit 46 Wohnungen nicht nur eine schlechte Bausubstanz, sondern auch ein rund 90 % mehr Ausnützungspotenzial auf dem Grundstück festgestellt wurde, entschied sich die BGV für einen Ersatzneubau. Aus dem 2018 durchgeführten Architekturwettbewerb ging die heutige Lösung mit 83 Wohnungen in Hybridbauweise – Beton und Holz – hervor. Gebaut wurde nach den Kriterien von Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz SNBS.
Und trotz verdichteter Bauweise – die Wohnungszahl wurde fast verdoppelt – bietet die neue Siedlung dank den geschickten Gebäudegrundrissen und -anordnungen noch immer grosszügige Begegnungszonen und Grünflächen.
Bitte recht klimafreundlich
Die neue Siedlung wird durch Erdsonden und Wärmepumpen mit Wärme versorgt. Der dafür benötigte Strom und auch der Strom für den Betrieb der Siedlung wird durch die Solarpanels auf den Dächern erzeugt. Ausserdem hat TOKEH ein Mobilitätskonzept und ist autoarm konzipiert – die Bewohnenden verzichten auf ein eigenes Auto. Die Tiefgarage bietet lediglich 23 noch dazu relativ teure Parkplätze. Stattdessen wird die Siedlung durch 120 Velo- und 15 Cargovelo-Abstellplätze in einer Velogarage sowie Veloservice-Stationen und Mobility-Carsharing ergänzt.
Eine der drei Terrassen
Neubau erhöht die Vielfalt im Wohnungsmix der Genossenschaft
50 % der Wohnungen in TOKEH sind 4,5- bis 5,5-Zimmer Wohnungen, was den Wohnungsmix des Gesamtbestands zugunsten von Familienwohnungen deutlich verbessert. Ergänzt wird das Wohnraumangebot durch zwei Gemeinschaftsräume und drei Gemeinschaftsterrassen, einen Gewerberaum, drei Hobbyräume, einen Musikraum, zwei Gemeinschaftsbüros, mehrere zumietbare Zimmer und einen städtischen Doppelkindergarten mit Mittagstisch.
Hier nimmt die Stadt Zürich demnächst einen Doppelkindergarten in Betrieb. Er ersetzt ein Provisorium im Quartier.
1335 Bewerbungen auf 51 Wohnungen
Auf die dreistufige Vergabe der Wohnungen wurde ebenfalls viel Sorgfalt verwendet. Zunächst wurden die 83 Neubauwohnungen im TOKEH an die Bewohnenden der BGV ausgeschrieben. Dies vor allem, um die Chance zu nutzen, Unterbelegungen in den Bestandswohnungen zu beheben. Als nächstes wurden die verbleibenden Wohnungen an Interessierte auf der internen Warteliste der letzten Zeit – ausgeschrieben. Und zuletzt wurden die durch interne Wechsel freigewordenen Wohnungen zusammen mit den noch freien Wohnungen des Neubaus auf der eigenen Website ausgeschrieben und alle Personen auf der externen Warteliste informiert. Auf die insgesamt 51 ausgeschriebenen Wohnungen trafen 1335 Bewerbungen bei der BGV ein. Während vier Wochen wurden sämtliche Bewerbungen erfasst, nach Punkten wie Dringlichkeit, Belegung, Alter, Mobilität und anderen Kriterien bewertet. Und schliesslich wurden 51 Wohnungen an neue Genossenschaftsparteien vergeben.
Nach den Präsentationen konnten die rund 100 Neugierigen in Gruppen den Neubau in Augenschein nehmen und Fragen stellen und beim anschliessenden Apéro über Holz versus Beton, Verdichtung im allgemeinen und Autoarmut im speziellen fachsimpeln.