Als die Idee zu Netz Genossenschaften 2019 geboren wurde, zeigten Gespräche mit kleinen und grösseren Genossenschaften, dass es einen grossen Bedarf an einer Bewirtschaftungslösung gab – und dies für eine lohnenswerte Anzahl von Genossenschaften. Es dauerte aber nochmals ein weiteres Jahr, um ein konkretes Dienstleistungspaket zu schnüren und es 2020 aus der Taufe zu heben. Konkretes dazu erzählt Michael Schoch, Projektleiter von Netz Genossenschaften, im Gespräch.
Wie ist Netz Genossenschaften gestartet?
Wir hatten das Glück, alles von Grund auf planen zu können. Zusätzlich wurde das Projekt einerseits vom Start weg durch Vorstandsmitglieder mit bestehenden Strukturen und Know-how sowie durch interne Mitarbeitende unterstützt. Andererseits konnte ich auf der Erfahrung aus meiner inzwischen über zehnjährigen Tätigkeit in der Immobilienbranche aufbauen. Mittlerweile habe ich mich auch in die Welt und in die Werte der gemeinnützigen Wohnbauträger einarbeiten können und habe das Projekt und die einzelnen Meilensteine entsprechend aufgesetzt. Selbstverständlich benötigt jeder erfolgreiche Start auch eine gewisse Anschubenergie und es müssen teilweise mehrere Hürden gleichzeitig genommen werden.
Zum damaligen Zeitpunkt kurzfristig und im Nachhinein zum Vorteil aller Beteiligten fragte im Herbst 2021 die Baugenossenschaft Seegräben an und wir konnten sie als erstes (Pilot-)Mandat für unser Projekt gewinnen. Seitdem haben uns vier weitere Mitglieder mit der Betreuung beauftragt. Dies ermöglichte es uns bereits vor dem offiziellen Start 2022, die wichtigsten Prozesse zu etablieren und die interne Softwareschulung anhand konkreter Aufgaben durchzuführen. Wir sind also bestens vorbereitet.
Welche Vorbereitungen sind inzwischen abgeschlossen?
Wir haben die Zeit genutzt, um mit dem Grossteil unserer kleinen und mittelgrossen Mitglieder, welche nicht über eine eigene Geschäftsstelle verfügen, erste Gespräche zu führen. Die Nachfrage ist gross und es gibt mehrere Genossenschaften, die ihr Interesse an unserem Dienstleistungsangebot in naher Zukunft bekundet haben. Auch konnten wir einen ausführlichen Leistungskatalog erarbeiten, der interessierten Mitgliedern eine Übersicht über die Dienstleistungen, Zuständigkeiten und Kompetenzen sowie über die Kosten gibt.
Mit der Bewirtschaftungssoftware Abacus haben wir uns für die führende Bewirtschaftungssoftware entschieden und diese auf unsere Bedürfnisse und die Abläufe unserer Mandanten angepasst. Inzwischen fanden diesbezüglich mehrere Schulungen statt, es wurden Vorlagen erarbeitet und wir implementieren laufend neue Mandate.
Was gab den Ausschlag für Abacus?
Unsere Mitglieder sind sehr verschieden und ihre Mandate individuell. Um darauf eingehen zu können, haben wir uns für eine Software entschieden, die es ermöglicht, viele Parameter individuell einzustellen. Auch ist Abacus sehr weit fortgeschritten, wenn es um Themen wie Digitalisierung und Automatisierung geht.
Wie sieht die Theorie in der Praxis aus?
Wir haben die Vorbereitung sorgfältig geplant und sehen nun, dass wir die Prozesse in der Bewirtschaftung auch umsetzen können. Die erarbeitete Struktur gibt uns die Freiheit, Prozesse effizient und – wo möglich – automatisiert zu definieren, was uns wiederum mehr Zeit gibt, um auf die Bedürfnisse unserer Mandate individuell einzugehen und unsere Dienstleistungen gleichzeitig zu einem fairen Preis anbieten zu können.
Was ändert sich für die Mandanten von Netz Genossenschaften?
Für die Mietenden, also für die Mitglieder, soll alles wie gewohnt vonstattengehen. Und sollte sich etwas ändern, dann im positiven Sinn. Daneben sollen die Vorstände unserer Genossenschaften den Kopf frei bekommen, um ihre Zukunft planen zu können. So hat beispielsweise die Baugenossenschaft Seegräben zur Standortbestimmung nun eine Portfolioanalyse bei Wohnbaugenossenschaften Zürich in Auftrag gegeben, um eine solide Basis für eine längerfristige Strategie zu haben.
Wie sieht das aktuell und in näherer Zukunft aus?
Die Zusammenarbeit mit den Genossenschaften läuft sehr gut. Wir digitalisieren die relevanten Akten und haben die Buchhaltungen sowie die kaufmännischen und technischen Bewirtschaftungen übernommen. Weitere Verträge stehen ins Haus und per Mitte 2022 wird eine grössere und innovative Genossenschaft an Bord kommen.
Das ist sicherlich viel Arbeit. Wie sieht es mit den Ressourcen dafür aus?
Wir haben weitere Stellen geschaffen. Seit mehreren Wochen werde ich intern durch Mitarbeitende von Wohnbaugenossenschaften Zürich unterstützt. Zu unserer grossen Freude wird eine Person bis Mitte Jahr ganz zu Netz Genossenschaften wechseln und eine Person ein Teilzeitpensum antreten. Ausserdem haben wir eine weitere Stelle für die Immobilienbewirtschaftung ausgeschrieben und erste vielversprechende Bewerbungen bekommen. Wir sind deshalb im Gespräch mit weiteren künftigen Mitarbeitenden.
Bleibt Netz Genossenschaften unter dem Dach von Wohnbaugenossenschaften Zürich?
Wir sind bewusst ein Bereichmdes Regionalverbands und bleiben das vorerst auch. Der Verband ist personell auch in anderen Bereichen gewachsen und sieht sich deshalb schon seit längerem nach grösseren geeigneten Räumlichkeiten um. Schliesslich wollen wir das gesamte Know-how und die Synergien, also von der Immobilienentwicklung & Akquisition, der Kommunikation, dem Issue Management und den Grundlagen vermehrt nutzen.
(Artikel erschienen im blickpunkt April 2022)
Weitere Informationen zu Netz Genossenschaften finden Sie hier >