Diese Integration ist ein anhaltender Prozess, ein Geben und Nehmen, das die ganze Gesellschaft betrifft. Wohnbaugenossenschaften haben zum Ziel, günstigen und sozial verträglichen Wohnraum zu schaffen und ihn gemeinsam mit seinen Mitgliedern zu unterhalten. So verpflichten sich die meisten gemeinnützigen Wohnbauträger im Leitbild zur Integration aller: durch soziale Grundwerte, durch die Vergabe von Wohnraum an alle, unabhängig von Geschlecht, Zivilstand, Religion, Nationalität oder Einkommen. Sie stärken die Solidarität in der Nachbarschaft, sie pflegen das Zusammenleben und fördern die Eigeninitiative durch Mitbestimmungsmöglichkeiten bei partizipativen Prozessen.
Die richtige Mischung?
Ein allgemein gültiges Rezept für die richtige Zusammensetzung der Mieterschaft gibt es nicht. Soziale Kompetenz ist wichtiger als Alter, Herkunft und Deutschkenntnisse. Am häufigsten genannt wird eine „gute soziale Durchmischung“: Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, Junge und Alte, Familien und Alleinerziehende. Das heisst, dass verschiedene Lebensstile, Lebensphasen und Lebensrhythmen aufeinandertreffen. Dieses Konzept ist grundsätzlich förderlich für die Integration, ist jedoch sehr anspruchsvoll und kann eine Hausgemeinschaft überfordern.
Wie können wir einer möglichen Überforderungen
entgegenwirken?
> Für jedes Haus wird eine Analyse der aktuellen Bewohnerschaft und eine Art Ideal-Belegungskonzept erstellt, das sich in erster Linie an den Bedürfnissen der Bewohnenden orientiert und festlegt, wie viele Mietparteien mit besonderen Belastungen eine Hausgemeinschaft tragen kann.
> Bei jeder Neuvermietung wird ein Anforderungsprofil für die künftige Bewohnerschaft erstellt, ergänzend zur aktuellen Zusammensetzung der Bewohnerschaft. Für gewöhnlich verfügt die Mehrheit der Bewohnenden über hohe soziale Kompetenzen und ist kommunikativ, flexibel bezüglich Ordnung und Sauberkeit, tolerant gegenüber anderen Lebensstilen und interessiert an Vielfalt.
Balance von Nähe und Distanz
Die Wohnung bedeutet für die meisten Menschen Geborgenheit, Rückzug und Erholung. Sie ist ein Ort, wo Intimität gelebt wird und Störungen von aussen unerwünscht sind. Für ein konfliktarmes Zusammenleben ist deshalb eine gute Balance von Nähe und Distanz ausserordentlich wichtig. Eine klare Trennung von gemeinsamen und privaten Zonen, gute Schallisolation und klare Regeln für die gemeinschaftlich genutzten Räume unterstützen dieses Ziel.
Verständliche Informationen
Integrieren kann sich nur, wer Bescheid weiss über die Gepflogenheiten in einer Wohnsiedlung oder in einem Wohnhaus. Konflikte zwischen Nachbarinnen und Nachbarn entzünden sich oft an alltäglichen Dingen, unterschiedlichen Verhaltensweisen und an der ungleichen Gewichtung dessen, was Einzelne für ein einvernehmliches Zusammenleben als zentral erachten. Differenzen entstehen dort, wo die Rechte und Pflichten im Mietverhältnis nicht bekannt sind, Informationen fehlen und der Austausch zwischen den verschiedenen Akteuren (Bewirtschaftung, Hauswartung, Bewohnende) nicht funktioniert.
Bedürfnisgerechte Hausordnung
Die Regeln des Zusammenlebens sollten den Bedürfnissen und Anforderungen der Hausgemeinschaft entsprechen. Sind Ruhezeiten über Mittag zum Beispiel überall sinnvoll? Vor allem in Häusern, wo viele Kinder wohnen? Was brauchen Kinder heute mehr: Bewegung oder Ruhe? Die gemeinsame Abstimmung und regelmässige Überprüfung der Regeln kann das gegenseitige Verständnis fördern und die Toleranz erhöhen.
Mitbestimmung heisst Mitverantwortung
Wohnen ist für viele Menschen zum Konsumartikel geworden: Man zahlt für ein Dach über dem Kopf, Elektrizität und Heizung, die Pflege der Aussenräume überlässt man Profis. Dies kann in eine luxuriöse Überbauung passen, eine Genossenschaftssiedlung braucht ein anderes Wohnkonzept, das über die reine Versorgung hinausgeht: Bewohnende pflegen ihre Wohnung, die Beziehungen in der Nachbarschaft und ihr Umfeld.
Genossenschaften bieten den Bewohnenden viel: gute Wohnqualität, gepflegte Liegenschaften und günstige Mietzinse. Sie können deshalb von ihren Bewohnenden mehr erwarten als kommerzielle Vermieter: zum Beispiel Verantwortung für das Wohnumfeld und für die gemeinschaftlich genutzten Räume, Mitarbeit bei gemeinschaftlichen Aktivitäten oder Nachbarschaftshilfe.
Kommunikations- und Konfliktkultur
Konflikte gehören zum Zusammenleben, auch beim Wohnen. Folgende Ansätze tragen zum lösungsorientierten Umgang bei:
> Regelmässige Haussitzungen für die Gestaltung des Zusammenlebens
> Abstimmen der Hausordnung auf die jeweiligen Bedürfnisse
> Anleiten der Bewohnenden bei Konflikten: Wie gehe ich zum Beispiel vor, wenn mich beim Nachbarn etwas stört?
> Schulung von Ombudspersonen – zum Beispiel in der Hauswartung Beschäftigte oder Siko-Mitglieder – für den Umgang mit schwierigen Situationen (siehe auch Merkblatt «Schlüsselrolle Hauswartung»).
Selbstbestimmtes und selbstverantwortliches Wohnen sowie der Aufbau und das Pflegen guter nachbarschaftlicher Beziehungen bedingen einerseits ein Wissen um die Gepflogenheiten des Siedlungslebens und andererseits die Fähigkeit, sich in der Sprache der Umgebung auszudrücken. Sich willkommen und akzeptiert fühlen ist ein wichtiger Motivationsfaktor für das Erlernen einer Sprache. Genossenschaften können hier in Zusammenarbeit und mit Unterstützung von sozialen Institutionen (Adressen unter «7 – Ansprechpersonen für besonders Benachteiligte») einen grossen Beitrag leisten, indem sie Menschen aufnehmen, die „noch“ nicht Deutsch sprechen, aber in einem guten Wohnumfeld vielleicht zum ersten Mal, seit sie in der Schweiz leben, einen sicheren Hafen finden und Interesse entwickeln, die Sprache des Gastlandes zu lernen und sich mit den hiesigen Gepflogenheiten auseinander zusetzen. Warum nicht selber Deutschkurse anbieten?
Die Rollen von Vorstand, Siedlungskommissionen und Verwaltung
Die Verantwortlichen von Wohnbaugenossenschaften spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von neuen Formen des sozialen Zusammenhalts und des Engagements. Vielleicht funktionieren herkömmliche Gemeinschaftsformen wie die Siedlungskommissionen nicht überall und man konzentriert sich besser darauf, welche Interessen die Bewohnenden heute zum Mitmachen bewegen und was das Zusammenleben im Alltag wirksam und nachhaltig fördert.
Ein gutes Zusammenspiel von Vorstand, Verwaltung, Hauswartung, ev. Siedlungskommission und die aktive Beziehungspflege zu den Bewohnenden fördert die Integration. Wichtig ist auch, dass die Hauswartung Ansprechstelle im Alltag ist, die Kompetenzen klar kommuniziert werden und die Zuständigen persönlich bekannt sind. Die Haltung dieser Gremien und Personen spielt auch im nächsten Kapitel eine wichtige Rolle.
Wohnsiedlungen, in denen ein Klima der Toleranz herrscht und Vielfalt als Bereicherung empfunden wird, bieten den optimalen Rahmen für Integration. Die Haltung der Verantwortlichen in Vorstand und Verwaltung prägt die Kultur massgeblich.
Sich willkommen fühlen ist die wichtigste Voraussetzung für einen geglückten Integrationsprozess. Im Bereich des Wohnens gehören verschiedene Aspekte dazu: die Begrüssung durch die Verwaltung und die umfassende Einführung in die technischen und sozialen Eigenheiten eines Hauses. Die Nachbarschaft kennenlernen ist ein wichtiger Bestandteil des Einführungsprogramms und sollte gezielt gefördert werden.
«Neue Bewohnende übernehmen Verantwortung, berücksichtigen die Hausregeln, nehmen an Genossenschaftsanlässen teil und engagieren sich aktiv». Dieser Wunsch wird gelebte Wirklichkeit, wenn Vorstand, Verwaltung und Nachbarschaft auf dieser Basis handeln: Sie schätzen die Neuzugezogenen als wichtiges Potential für das Genossenschaftsleben und sie engagieren sich aktiv für ihre Integration. Dann haben Sie die Neuzugezogenen schon halb gewonnen.
Um das Interesse für das Gemeinschaftliche zu fördern und lebendig zu halten, ist das Erleben der Genossenschaftskultur zentral – ganz nach dem menschlichen Grundprinzip: „Was ich sehe, höre und erlebe, das fühle ich“.
Das beginnt ganz am Anfang des Kontaktes:
> Sprechen Sie die Neuzugezogenen als Genossenschaftsmitglieder an, eher nicht als Mietende oder Bewohnende.
> Signalisieren Sie den neuen Genossenschaftsmitgliedern, dass sie ein Teil eines Gesamten sind, dass sie erwünscht sind, an gemeinsamen Anlässen (die Liste der Veranstaltungen wurde übergeben) erwartet werden und ihre Mitsprache zählt.
> Apropos Mitsprache: Es ist ganz wichtig, dass die Neuzugezogenen Statuten und Leitbild der Genossenschaft, die mit dem Mietvertrag ausgehändigt wurden, auch verstehen. Ein kurzes Gespräch klärt, ob es dazu Erklärungsbedarf gibt.
Weitere Möglichkeiten zur Begrüssung, aber auch zur anschliessenden Integration haben wir auf der Checkliste auf den Seiten 6/7 zusammengestellt. Damit werden ganz wichtige Grundsteine für die Identifikation mit der Genossenschaft gelegt. Denn Menschen engagieren sich nur dann mit Herzblut, wenn sie sich mit der Sache identifizieren können. Identifikation wird gefördert durch Wertschätzung und Anerkennung. Diese erfahren heisst: Ich bin bei den Verantwortlichen und Bewohnenden bekannt, ich werde mit meinen Anliegen ernst genommen, mein Engagement wird geschätzt.
Checkliste zur Einführung von Neuzugezogenen (PDF) >
Ein aktives Siedlungsleben eröffnet den Genossenschaftsmitgliedern die Möglichkeiten, sich besser kennen zu lernen. Für die meisten Menschen ist es wichtig, die Menschen in der nahen Umgebung zu kennen und zu wissen, wo bei Bedarf aktive Hilfe geholt werden kann – sei dies bei der Nachbarschaft, bei der Hauswartung oder bei der Verwaltung. Wenn man sich kennt, ist es einfacher, Störendes oder Unklares anzusprechen, und es entstehen weniger Konflikte.
Miteinander in der Siedlung Feste feiern, sich an einem Kinoabend im Gemeinschaftsraum näher kennen lernen, mit Jugendlichen Aktionen organisieren, mit Kindern Spielnachmittage gestalten, den älteren Menschen Begleitung und Hilfe anbieten oder einmal im Jahr gemeinsam die Umgebung von Unkraut befreien: Es gibt zahlreiche erfolgreiche Beispiele, welche den Zusammenhalt in einer Siedlung fördern und zu einem lebendigen und zufriedenen Wohnen in einer Genossenschaft führen. Zufriedene Genossenschaftsmitglieder, das bedeutet weniger Fluktuation und damit auch geringerer finanzieller und personeller Aufwand für die Genossenschaft.
Das Mitspracherecht und die Mitbestimmung des Einzelnen lässt Spielraum für eigene Ideen und stärkt das Selbstbewusstsein. Gründe genug, in eine aktive Gemeinschaftsförderung zu investieren! Dies gelingt in fünf Schritten.
Schritt 1 – den ersten Schritt machen
> Gleichgesinnte suchen: Gehen Sie direkt auf Menschen zu und stellen Sie ihr Anliegen persönlich vor. Stecken Sie mit Ihrem Esprit Genossenschafterinnen und Genossenschafter an, sei dies schriftlich mit einer Umfrage oder mündlich. Auch wenn Sie anfangs nicht viele Rückmeldungen erhalten, lohnt es sich, mit einer kleinen Gruppe von motivierten aktiven Menschen zu beginnen. Meistens kommen dann wie von selbst weitere Helfende dazu.
Denken Sie daran, dass es vielen Menschen schwerfällt, sich in eine bestehende Gruppe einzubringen. Darum ist es ganz besonders wichtig, für alle Interessierten offen zu bleiben (z. B. Sitzungseinladungen ans Anschlagbrett, und Interessierte zum Schnuppern auch einfach mal in die Gruppe einführen).
> Absichern: Holen Sie sich den Rückhalt des Vorstands der Genossenschaft. Weihen Sie ihn in Ihre Ideen und Vorhaben ein.
> Eine Startveranstaltung – idealerweise zusammen mit einem Vorstandsmitglied, zu der alle Bewohnenden der Siedlung eingeladen sind, ist eine gute Form, um möglichst viele Interessierte zu erreichen.
Schritt 2 – Bedürfnisse und Erwartungen klären
Sich über Bedürfnisse und Erwartungen Klarheit zu verschaffen, ist eine wichtige Voraussetzung, um ein Team aufzubauen, das am gleichen Strang zieht und mit Lust und Elan Aktivitäten entwickelt. Missverständnisse und lange Diskussionen über immer gleiche Themen sollten vermieden werden. Achten Sie darauf, dass auch mit allen Aussenkontakten, d.h. mit dem Vorstand, der Hauswartung, der Bewirtschaftung und weiteren Interessierten Bedürfnisse genau geklärt werden.
Stellen Sie sich gegenseitig z.B. die folgenden Fragen:
> Was möchte ich persönlich dazu beitragen?
> Was soll die Gruppe für die Gemeinschaft tun?
> Was sollen die einzelnen GenossenschafterInnen beitragen?
> Welches ist die Aufgabe der Hauswartin/des Hauswarts?
> Was hat die Verwaltung/Bewirtschaftung für eine Rolle?
> Was erwarten wir vom Vorstand?
Mit der Beantwortung und Diskussion dieser Fragen können Gemeinsamkeiten und Unterschiede sichtbar gemacht und gewichtet werden. Damit sich alle frei beteiligen können, ist für diese Phase des Prozesses eine neutrale Moderation sinnvoll.
Schritt 3 – Rollen, Kompetenzen und Aufgaben
Wenn die gegenseitigen Erwartungen aller Beteiligten sichtbar sind, haben Sie bereits eine gute Basis geschaffen, um die verschiedenen Aufgaben, Rollen und Kompetenzen klären zu können. Bestehende Reglemente der Genossenschaft geben Ihnen Anhaltspunkte und zeigen vielleicht Lücken auf, die noch geschlossen werden müssen.
Folgende Fragestellungen unterstützen Sie bei der Festlegung der Strukturen der Gruppe:
> Welche Strukturen sind in unserer Genossenschaft bereits vorhanden?
> Gibt es ein Leitbild und Reglemente, insbesondere für Siedlungsgruppen?
> Sind die Reglemente aktuell und für die Bedürfnisse und Aktivitäten der Gruppe zweckmässig?
> Gibt es eine einzige Gruppe, oder werden mehrere Arbeitsgruppen gebildet?
> Braucht es Koordinationssitzungen?
> Wie wollen wir uns in der neuen Gruppe organisieren, z. B. fest besetzte Ressorts wie Präsidium, Aktuariat, Kasse usw. oder werden die Funktionen im Turnus wahrgenommen?
> Welche Organisationsform passt zu uns, z. B. Interessengruppe (IG), Hausverein, organisierte Hausgemeinschaft, Siedlungskommission, Kulturverein, Frauen- bzw. Männergruppe?
> Wie häufig treffen wir uns zu Sitzungen?
> Welche Kompetenzen hat die Gruppe?
> Wie wird der Informationsfluss zwischen allen Beteiligten (Bewohnerschaft, Hauswartung, Verwaltung, Vorstand, weitere Interessierte) garantiert, z. B. mit dem regelmässigen Aushang des Sitzungsprotokolls, eines Veranstaltungskalenders usw.?
Schritt 4 – Anerkennungskonzept entwickeln, Finanzierung festlegen
Die meisten Aktivitäten zur Gemeinschaftsförderung werden freiwillig und ehrenamtlich geleistet. Diese Engagements sind ein wesentlicher Beitrag zur Gemeinschaft und die entsprechende Anerkennung und Wertschätzung ist ein bedeutender Motivationsfaktor. Anerkennungsformen gibt es viele, wie z. B. Geschenke, Gutscheine, ein gemeinsames Essen oder Ausflüge, Sitzungsentschädigungen oder ein Dankeschön an der GV. Die öffentliche Anerkennung und Wertschätzung kann auch weitere Interessierte zum Mitmachen motivieren.
Damit zielpublikumsgerechte und den heutigen Bedürfnissen entsprechende Angebote und Aktivitäten entwickelt werden können, sind oft finanzielle oder logistische Mittel notwendig. Mit einem klar geregelten Beitragssystem zeigt die Genossenschaft, welche Bedeutung sie den gemeinschaftlichen und sozialen Tätigkeiten beimisst. Ein angemessener Beitrag aller Genossenschaftsmitglieder, welcher über die Miete eingezogen wird, bewährt sich als solidarische Form. Damit wird sicht- und spürbar, dass Mittel für soziale und gemeinschaftliche Aktivitäten selbstverständlicher Bestandteil des Genossenschaftslebens sind.
Schritt 5 – Standortbestimmung, Siedlungs- und Zusammenarbeitsanalyse
Um erfolgreiche Aktivitäten entwickeln zu können, lohnt es sich, eine Standortbestimmung in der Siedlung zu machen. Diese kann Aufschluss geben über Interessengebiete, Bewohnende und mögliche Ursachen für die bisherige Beteiligung oder Nichtbeteiligung an gemeinschaftlichen Aktivitäten. Sie ermöglicht auch eine bedürfnisorientierte Ausrichtung der Aktivitäten.
Eine aktive Siedlungsgruppe sollte regelmässig eine Standortbestimmung vornehmen (z. B. einmal jährlich), auch um die eigene Befindlichkeit zu überprüfen (gefällt mir die Arbeit, möchte ich weitermachen, was würde ich ändern?). Lebenssituationen und persönliche Bedürfnisse verändern sich laufend und beeinflussen auch ein mögliches ehrenamtliches Engagement.
Eine Standortbestimmung kann auch aufzeigen, ob die richtigen Ziele verfolgt werden, Veranstaltungen angeboten werden, die den Bedürfnissen der Genossenschaftsmitglieder entsprechen und ob es neue Wünsche oder Anliegen gibt, die berücksichtigt werden sollten.
Es gibt verschiedene Gründe, warum jemand nicht oder zurückhaltend auf die wohlmeinende Inklusion seiner Nachbarschaft reagiert. Meistens liegt es an der Situation der betreffenden Person. Dies gilt es zu berücksichtigen.
> Fehlende Tagesstruktur durch Arbeitslosigkeit oder nach Pensionierung
> Psychische Erkrankung
> Vereinsamung weil Angehörige verstorben sind
> Belastungen durch Kriegs- und Fluchttraumata oder durch Ansprüche der Familie im Herkunftsland
> Ungewollte Exilsituation und unsicherer Aufenthaltsstatus, z. B. Asylsuchende oder vorläufig Aufgenommene
Bei Neuzugezogenen mit Migrationshintergrund gilt es, folgende Punkte zumindest zu bedenken:
> Viele MigrantInnen haben in ihrem Heimatland im eigenen Haus gewohnt, jedoch noch nie in einer Mietwohnung.
> In vielen Kulturen steht die Gemeinschaft stärker im Vordergrund als in der Schweiz. Viele MigrantInnen sind deshalb für gemeinschaftsfördernde Aktivitäten empfänglicher als Einheimische.
> Dennoch: Das System der Genossenschaften und die damit verbundenen Erwartungen, aber auch Rechte kennen viele nicht.
> Besuch hat einen sehr hohen Stellenwert, sei es aus der Bekanntschaft, aber auch bei gegenseitigen Besuchen unter Nachbarinnen und Nachbarn.
> Die herkömmlichen Rollen von Frau und Mann sind in Frage gestellt, zum Beispiel weil die Frau eine Arbeit hat und der Mann nicht.
> Die Autorität der Eltern wird in Frage gestellt, weil die Kinder besser Deutsch sprechen und besser wissen, wie die Gesellschaft funktioniert.
> Ausserdem hatten sie es möglichweise schwerer, eine bezahlbare Wohnung zu finden.
Bei der Vermittlung zwischen gemeinnützigen Wohnungsanbietern und Menschen, die aus verschiedenen Gründen bei der Wohnungssuche benachteiligt sind – seien es Sprachbarrieren, seien es finanzielle oder persönliche Probleme – sind verschiedene erfahrene Organisationen behilflich. Wir können eine engere Zusammenarbeit nur empfehlen.
Nachbarschaftshilfe Zürich
Dass Nachbarinnen und Nachbarn sich gegenseitig helfen, ist Voraussetzung für ein gutes Zusammenleben in einer Gemeinschaft. Manchmal trauen sich Menschen jedoch nicht, um Hilfe zu fragen. Auf der andern Seite wollen sich hilfsbereite Menschen nicht aufdrängen – oder sie kennen niemanden, dem ihre Unterstützung gerade nützlich wäre.
Darum braucht es die Nachbarschaftshilfen. Sie führen Menschen zusammen: Engagierte Frauen und Männer und Hilfe suchende NachbarInnen. Fürs Einkaufen, Medikamente und andere Besorgungen, Begleitung zu einem Spielnachmittag, Spaziergänge, Hilfe beim Umgang mit dem Computer und vieles mehr.
Die Nachbarschaftshilfe Zürich fördert und unterstützt Kontakte und koordiniert die gegenseitige nachbarschaftliche Hilfe im Quartier, ergänzend zu den bestehenden sozialen Einrichtungen und Institutionen. Die Nachbarschaftshilfen der Stadt Zürich sind quartierbezogen in selbständigen, politisch und konfessionell neutralen Vereinen organisiert.
Nachbarschaftshilfe Zürich | Riedhaldenstr. 1 | 8046 Zürich | 043 960 14 48 | info@nachbarschaftshilfe.ch | Link >
Caritas Zürich (Sozial- und Schuldenberatung)
In der Sozialberatung und Schuldenberatung hilft die Caritas Zürich Menschen aus dem Kanton Zürich, die über wenig Geld verfügen, in Armut leben oder Schulden haben. Gerade in schwierigen Lebenssituationen kann es entlastend sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Unsere Beratungen sind kostenlos.
Caritas Zürich | Beckenhofstr. 18 (Postfach) | 8021 Zürich | 044 366 68 68 | info@caritas-zuerich | Link >
Unterstützung bei Wohnungssuche und Umsiedlung
Stiftung Domicil
Diese Stiftung vermittelt einkommensschwachen und mehrfach benachteiligten Familien und Einzelpersonen günstigen und angemessenen Wohnraum. Dabei übernimmt Domicil die Solidarhaftung im Mietvertrag und ist Ansprechpartner und Vermittelnde zwischen Mietenden und Vermietenden.
Stiftung Domicil | Kanzleistr. 80 | 8004 Zürich | 044 245 90 25 | info@domicilwohnen.ch | Link >
Jugendwohnnetz Zürich
Das Juwo mietet Wohnungen und ganze Häuser und vermietet sie im Untermietverhältnis an junge Erwachsene weiter. Für unsere Vermietungspartner entstehen folgende Vorteile: garantierte Mietzinszahlungen, keine Administration bei Mieterwechseln, zeitlich befristete Mietverträge möglich, einfache, kompetente und zuverlässige Zusammenarbeit.
Jugendwohnnetz Juwo | Gartenhofstr. 15 | 8004 Zürich | 044 298 20 40 | info@juwo.ch | Link >
Asyl-Organisation Zürich AOZ
Die AOZ unterstützt Asylsuchende und Flüchtlinge im Rahmen der Sozialhilfe und Unterbringung. Sie bietet Deutschkurse an, begleitet Personen auf dem Weg in den Arbeitsmarkt und fördert die Verständigung und die soziale Integration. Die AOZ ist langjährige Partnerin von Bund, Kantonen und Gemeinden und vermittelt im ganzen Kanton Zürich auch gemeinnützigen Wohnraum.
AOZ Sozialhilfe und Unterbringung | Zypressenstr. 60 | 8040 Zürich | 044 415 65 00 | Link >