Dabei stellt er fest, dass das heutige System ungerecht sei: «Einige werden Glück haben und eine städtische Wohnung finden. Andere nicht», wobei er «städtisch» ganz nebenbei mit «günstig» gleichsetzt.Auch erwähnt er mit keinem Wort, dass es selbst dann, wenn keine «Reichen» mehr in städtischen Wohnungen leben würden, noch immer zu wenige günstige Wohnungen gäbe. Damit eine Verteilung aber gerecht sein könnte, müsste es genügend günstigen Wohnraum geben.
Die Ungerechtigkeit – das liegt auf der Hand – geht aber nicht von den günstigen Wohnungen aus, sondern von den vielen teuren. Was gewisse Kräfte im Gemeinderat aber nicht daran hindert, eben am falschen Objekt herumzudoktern.
Dabei wird ausser Acht gelassen, dass es nebst der Verteilungsgerechtigkeit auch eine Kostengerechtigkeit gibt und dazu einen ganz einfachen Ansatz: die Kostenmiete, welche für die Genossenschaftswohnungen zur Anwendung kommt. Aber solange die Marktmiete als Folge eines Naturgesetztes und die Kostenmiete als unnatürlich betrachtet wird (obwohl sie nur die wahren Kosten zur Grundlage nimmt), werden die Mieten – von der Politik ungehindert – weiter steigen.
Seibt geht aber noch einen Schritt weiter: «Die vernünftigste und liberalste Lösung wäre, keine privilegierten Wohnungen mehr zu betreiben.» Dies dürfte ganz im Sinne einiger Bürgerlicher sein, hiesse dies doch, dass jemand mit einem Einkommen von CHF 250’000 durchaus eine städtische Wohnung zur «Marktmiete» von CHF 5’208 bewohnen könnte.
Dass dies zu einer beschleunigten Entmischung der Bevölkerungsschichten führte, würde wohl als Kollateralschaden betrachtet.
Kommentar von C. Seibt auf TAonline vom 21.09.15 >
Artikel auf TAonline vom 20.09.15 >
Der Artikel «Was Mieter für gerecht halten» vom 24.09.15 auf TAonline dreht sich ebenfalls um die Frage nach Gerechtigkeit. Er stellt erstaunt fest, dass Bürgerliche gegen Reiche bzw. ebenso Bürgerliche politisieren, wenn sie sie mit den angepeilten Einkommenslimiten von städtischen Wohnungen fernhalten wollen. Interessant sind hier gleich zwei Gleichsetzungen. Erstens «bürgerlich» mit «gutverdienend». Und zweitens, dass städtische bzw. gemeinnützige Wohnungen günstig seien, kommerziell vermietete aber nicht. Was TAonline als ein weiteres Kampfterritorium Links-Rechts ausmacht, ist tatsächlich nichts anderes als der Versuch, die Marktmiete – egal wie hoch – als gerecht zu etablieren. Wäre aber der Wohnungs- ein Media-Markt, würde uns der Wohnraum doch nachgeschmissen.