So wollen die Gemeinnützigen nicht ihre alten, inzwischen x-fach verteuerten Grundstücke ausreizen und auf der Abbruchwelle surfen. Erstens sind eben gedare die Grundstücke wegen des Spekulationsentzugs nicht x-fach verteuert, sondern zum alten Kaufpreis in den Büchern eingesetzt (was mit der Kostenmiete zu den günstigen Mieten führt), und zweitens werden pro Jahr nur etwa 2 % des alten Bestandes der Wohnbaugenossenschaften ersetzt, wie die Zahlen von Statistik Zürich zeigen. Die Genossenschaften wollen damit mehr guten und bezahlbaren Wohnraum für mehr Menschen aller Generationen schaffen.
Die Behauptung, dass sich mit den Ersatzbauten die Mietpreise verdoppeln oder verdreifachen, hält keinen Tatsachen stand. Die Preise pro Quadratmeter Wohnfläche steigen gegenüber minimal sanierten Wohnungen (sanieren müsste man ja trotzdem) meist um 20 bis 30 %, und die Wohnungen werden flächenmässig um 20 bis 30 % grösser. Das führt zu höheren Nettomieten. Die meisten 4,5-Zimmer-Ersatzneubau-Wohnungen kosten jedoch unter CHF 2‘000. Und die alten 4-Zimmer-Wohnungen wären nach einer minimalen Sanierung auch bei CHF 1‘300 bis 1‘500, jedoch kleiner, nicht behindertengerecht, etc.
Mit den Ersatzneubauten steigt die Belegung dank grösserer Wohnungen mit mehr Zimmern. So wohnen dort trotz leicht höherem Flächenverbrauch meist deutlich mehr Personen als vorher. Damit steigen die Wohnkosten pro Person nicht oder nur wenig an.
Der Flächenverbrauch steigt zudem deutlich weniger an, als bei den nicht genossenschaftlichen Wohnungen. In den neuen Genossenschaftssiedlungen «mehr als wohnen» oder Kalkbreite ist der Flächenverbrauch mit weniger als 34 m2 pro Person deutlich tiefer als der städtische Schnitt von 44 m2. Das hat auch mit den Belegungsvorschriften zu tun, die die meisten Wohnbaugenossenschaften freiwillig anwenden.
Die Aussage, dass die Genossenschaften mit ihren Erneuerungen dann noch alle sozial tieferen Schichten ausgrenzen, ist somit in dieser Form nicht haltbar. Auch wenn die Preise der Wohnungen steigen, sind sie immer noch deutlich unter den Marktmieten. Aber es stimmt schon, dass die Zahl der billigen Wohnungen abnimmt. Dieser Effekt ist jedoch auf dem privaten Wohnungsmarkt am Grössten, da mit jedem Wohnungswechsel auch ohne verdichtende Massnahmen einfach die Mieten angehoben werden. Das ist der Hauptgrund, warum in der Stadt günstiger Wohnraum verschwindet, und nicht die 2 % Ersatzneubauten der Genossenschaften, (die ja lediglich 0,5 % des Gesamtbestandes der Wohnungen in Zürich ausmachen)!
Ausserdem erhebt Herr Hubeli den Vorwurf, wir hätten es verlernt, einfach zu bauen und machten dies nur noch mittelständisch, durchschnittlich teuer, durchschnittlich ideenlos. Gerade Zürich ist international dafür bekannt, dass die Genossenschaften die innovativsten Bauten zum Teil zu tiefsten Preisen erstellen. Eben weil sie hohe Qualität fordern und nicht gleich denken wie renditeorientierte Investoren. Das kann nicht nur das Hochparterre bestätigen.
Schlussendlich widersprächen wir gemäss Herr Hubeli auch dem Aberglauben der Banken nicht, dass teurer Boden teures Bauen erfordere. Noch nie habe ich in 25 Jahren eine solche Aussage von einer Bank gehört. Im Gegenteil. Mit kostengünstigem Bauen vergrössert sich für die Banken die Differenz zur Marktmiete, was deren Sicherheit erhöht, die Marge senkt und zu günstigeren Finanzierungen und damit zu günstigeren Mieten führt.
Noch ein Nachtrag: Eine Tatsache hat Herr Hubeli vergessen. Würden nämlich alle Bewohnenden der Stadt gleich viel bzw. wenig Wohnfläche wie die Genossenschaften nutzen, hätte die Stadt ohne eine einzige bauliche Verdichtung rund 50‘000 Einwohner mehr! Darüber würde sich eine Diskussion lohnen und auch darüber, was die Genossenschaften denn alles gut und richtig machen, und wie sie zu einer lebenswerten Stadt für alle beitragen!
*Peter Schmid ist Präsident der Allgemeinden Baugenossenschaft Zürich ABZ.
Er war bis 2015 auch Präsident des Regionalverbandes der wohnbaugenossenschaften zürich
TAonline vom 06.04.16 > (von Peter Schmid, Allgemeine Baugenossenschaft Zürich ABZ)
TAonline vom 07.04.16 > (von Albert Leiser, Direktor HEV Zürich)
Artikel «Das Zürcher Wohnparadox» vom 30.03.16 >